Wie Korvan vorrausgesagt hatte, erreichten sie am Abend den Königsweg und in der Ferne konnten sie im Licht der untergehenden Sonne die Banner des Hauses Baratheon wehen sehen, die sich von Südosten her näherten.
"Du schuldest mir einen Silberhirschen", grinste Korvan einen der anderen Bärserker an, der offenbar gewettet hatte, dass sie nicht rechtzeitig oder aber zu früh ankommen würden.

Korvan grinste unter dem Bärenhelm hervor und nickte seinem Lord dann zu, ehe er das Horn an die Lippen sitze und kräftig hineinbließ.
Ein tiefer Ton ertönte und schallte über das wellige Land.
Ein höherer Ton kam zur Antwort und die Gesellschaft von Lord Lyonell beschleunigte ihren Ritt.
Wie erwartet war Lord Lyonell selbst der erste, der Lord Mathewski und die anderen Bärserker erreichte.

"Seid gegrüßt!", rief er von seinem schwarzen Pferd herab, schwang sich aus dem Sattel und nahm den Helm mit dem stählernen Hirschgeweih ab. "Ich hatte gehofft Euch hier anzutreffen Lord Stefankov"; meinte er und lächelte.

Die anderen Bärserker hatten es ihrem Lord nachgetan.
Lyonel lächelte. "Ebenso wie mir", sagte er, ergriff Stefankovs Unterarm und zog ihn auf die Beine, so gut er es vermochte. "Ihr seid schwerer geworden, seid dem letztem Mal", lachte der Lord des Hauses Baratheon, "oder habt ihr euren Hammer erneut vergrößern lassen?"

Mittlerweile hatte auch der Rest von Lyonels Tross aufgeschlossen. Alles in allem an die 50 Mann, wobei nur nur 1/3 davon Krieger waren, der Rest waren Knappen, Bannerträger und andere.

Lyonel nahm den Metschlauch dankend und trank einen kräftigen Zug, ehe er ihn Stefankov zurückgab. "Köstlich, wie üblich", meinte er lächelnd. "Lasst uns ein Stück gehen und ein paar Worte wechseln", schlug er vor und wendete sich dann zu seinem Tross um. "Wir werden die Nacht über hier rasten. Baut die Zelte auf, schürt ein paar Feuer und stellt Wachen an der Straße auf", rief er in vollkommen anderem Ton, als er eben zu Stefankov gesprochen hatte und lief dann vom Königsweg hinunter auf das grüne Grasland.

Lyonel nickte, während die beiden sich weiter vom Königsweg entfernten. "Um ehrlich zu sein ja... annähernd jeder kennt wohl die Gerüchte, die Daemon... Schwarzfeuer wie er sich jetzt nennt, über seinen Bruder, den Prinzen, verbreitet. Ich glaube kein Wort davon, dennoch ist es eine brisante Angelegenheit. Das wird schon dadurch deutlich, dass sämtliche Häuser zum Treueeid gerufen werden. Soweit ich mich erinnere, gab es soetwas noch nie, seid den Tagen von Aegon dem Eroberer."

Lyonel schaute betrübt und nachdenklich.
" Daemon Schwarzfeuer und die anderen "großen Bastarde", wie sie genannt werden, von König Aegon zweifeln die Rechtmäßigkeit von Prinz Daerons Geburtsrecht an.
Daemon trägt das Erbschwert der Targaryen, Schwarzfeuer, das Aegon der Eroberer bei der Eroberung von Westeros getragen hat und seither von König zu König weitergegeben wird... vielleicht reicht dies um manche zu überzeugen, sein Anspruch wäre gerechtfertigt und die Gerüchte, dass Daeron eigentlich nicht von König Aegon abstammt und somit seinerseits ein Bastard wäre, tun ihren Rest.
Wir müssen auf der Hut sein. Auch dies ist ein Grund, warum ich so früh nach Königsmund aufgebrochen bin. Vielleicht lässt sich etwas herausfinden und jeder Hinweis muss gut abgewogen werden und im Falle der Unzweifelhaften Königsuntreue dem Prinzen mitgeteilt werden", meinte er. "Verzeih, wenn ich so offen spreche Stefankov, aber Aegon der alte Narr hätte nie seine Bastarde legitimieren dürfen."

Lyonel lächelte und nickte dann. "Dies ist mir bewusst und ich fühle mich geehrt, solch fähige und loyale Krieger an meiner Seite zu wissen, Stefankov."
Dann nahm er einen Schluck Met. "Macht euch keine Sorgen, die Baratheons haben schon unter vielen Königen gedient und geherrscht. Ich werde selbstverständlich nicht offene Fragen stellen, aber man hört so manches, wenn man bloß die Ohren offen hält und sich am ein oder anderen Gespräch beteiligt. Ich bitte auch euch darum. Lasst euch nicht anmerken, dass ihr etwas herausfinden wollt, sondern haltet einfach die Ohren offen und wenn ihr etwas erfahrt, dass euch merkwürdig vorkommt, teilt es mir mit." Er nahm noch einen Schluck und gab den Schlauch dann Stefankov zurück. "Aber Risiko hin oder her... habt vorallem euren Spaß und feiert die Krönung des jungen Prinzen ausgiebig!", lachte er mit seinem schallenden Lachen, das ihm seinen Spitznamen eingebracht hatte.

Lyonel nickte lachend und drehte dann mit Stefankov um. Die Männer hatten mittlerweile Zelte errichtet und einige Wachtfeuer für die Nacht geschürt, sowie für etwas warmes zu Essen gesorgt, also lud Lyonel Lord Mathewski und die anderen Bärserker zum Mahl in sein Zelt ein...

Die nächsten paar Tage verliefen recht ereignislos. Einige Lords der Sturmlande gesellten sich zum Tross, größtenteils kleine Häuser, denen ihre geringe Zahl an ausgesendeten Männern ein rascheres Tempo erlaubte, sowie einige Häuser die sich schlicht auf dem Weg nach Königsmund befanden.

Schließlich kamen sie in die Kronlande und am Tag darauf waren auch schon die Mauern von Königsmund aus der Ferne zu erkennen.
"Wir sind bald da", stellte Korvan fest und sah zu seinem Lord. "Was wird mit den Bären, wenn wir in der Hauptstadt ankommen, Mylord?"