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"Sie sollen verflucht nochmal nicht jede einzelne Kiste, die sie an Bord bringen wollen, auf dem Weg dahin mindestens einmal fallen lassen", schimpfte Quentyn. "Seefeuer, Gifte und Arzneien sind zwar schon an Bord, dem Herrn sei Dank, dass ich sie selber verladen habe, aber deswegen muss der Rest nicht zu Bruch gehen."
Vorallem der Rum, dachte er wehmütig.


Der Mann sah mürrisch zu Quentyn, murmelte etwas, das in Richtung "soll er die kisten selber schleppen" ging, aber nickte und versprach dann besser auf die Kisten zu achten und es auch seinen Mit-Matrosen zu sagen.
Die Expedition ging bisher wie geplant. Ihr Auftraggeber, Mylios Jakartis, ein Magister aus der freien Stadt Pentos, hatte monatelang die Vorbereitungen treffen und überall in den freien Städten und sogar in Westeros nach brauchbaren Abenteurern suchen lassen.
Zwar hatte jeder einzelne von ihnen seine eigenen Motive, wobei es den meisten schlicht um die Aussicht auf Reichtum ging, aber sie alle waren auf ihre Art wichtig für die Unternehmung und brachten ihre besonderen Fähigkeiten mit.
Quentyn gehörte aber wohl zu den sonderlichsten Personen. Der ehemalige Priester des roten Gottes war ein schrecklicher Trunkenbold und nüchtern war er fast garnicht zu ertragen. Er verwendete immernoch die Redewendungen eines Priesters, betete aber augenscheinlich nie (außer in größer Not) und zündete auch nicht jeden Abend ein Leuchtfeuer an, um Rhollor zu ehren.
Dennoch schien der Glaube nicht ganz aus ihm gewichen zu sein und wenn man ihn nach den Gründen seiner "Suspendierung" fragte, wurde er schnell aufbrausend und blockte jede weitere Nachfrage ab.
Er verfügte zweifellos über ein großes Allgemeinwissen, Sprachen waren aber nicht seine Stärke.
Zwar hatte er wie alle Priester Rhollors die Gebete und Beschwörungsformeln in hochvalyrisch erlernt, doch dabei war es geblieben und die Dialekte der freien Städte hatten sich schon zu Zeiten Valyrias immer weiter von der Ur-Sprache entfernt und seit dem Verhängnis war dies noch schneller vorrangeschritten und so hatten selbst diejenigen, die fließend hochvalyrisch sprachen, ihre Schwierigkeiten die Dialekte zu verstehen.
Die einzige Ausnahme war Dothrakisch. Niemand wusste, wann und wo er es sich angeeignet hatte und hierrüber breitete er den Mantel des Schweigens noch unnachgiebiger als über den Verlust seines Priesteramtes.
Quent seufzte. "Und?", fragte er Nyara, "können wir hoffen, 1/3 unserer Ausrüstung heil an Bord zu wissen?" Er lachte.

Nyara sah den Matrosen nach, während sie sich wieder neben Quentyn gesellte. "Sie wollen sich Mühe geben!", erklärte sie ihm und grinste schief. "Und er meint, du sollst die Kiste selber tragen, wenn's dir nicht Recht ist, wie er es tut!"
Sie zuckte mit den Schultern und sah nun zu dem schwarzhaarigen. "Das meiste ist doch eh schon an Board! Wir sollten uns auch langsam dahin begeben, ehe sie ohne uns ablegen!"
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut!" - Perikles

Quent sah grummelnd dem Matrosen hinterher, und sah vor seinem inneren Auge, wie er ihm lächelnd entgegenlief, um ihn dann mit einem beiläufigen Schuppser von der Planke zu stoßen.
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, aber er verwarf den Gedanken.
"Mh, vielleicht hast du Recht. Die anderen (*schauder* xDDD) sind auch schon an Bord glaube ich."
Er ging in Gedanken nochmal durch, ob er irgendwas vergessen hatte schüttelte dann leicht mit dem Kopf und lächelte Nyara wieder an. "Ladies first", meinte er, entkorkte seine Steingutflasche voll schwarzem Rum und trank einen Zug.

Auch Nyara ging in Gedanken durch, ob ihre Ausrüstung komplett an Board war, stellte fest, dass alles da war und schnappte Quentyn dann grinsend seine Flasche weg. "Dank~e ♡", schnurrte sie und trank selbst einen Schluck, während sie an board ging.
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut!" - Perikles

"Hey!", rief Quent ihr mit einer Mischung aus Ärger und Belustigung nach, griff um sie herum und schnappte sich elegant die Flasche zurück, wobei er jedoch das Gleichgewicht verlor und fast von der Reeling (ôo nennt man doch abgesehen von der "Umrandung" des Decks auch die Zugangs-Planke oder oô) fiel.
"Puh", schnaubte er, nachdem er sich mit einer Neigung nach vorn gerade noch vor dem unfreiwilligen Bad hatte retten können und trank erstmal einen Schluck, "das war knapp." Umso entschlossener brachte er nun die paar Meter hinauf aufs Deck hinter sich und setzte sich an Bord erstmal auf ein herumstehendes Fass.

Nyara grinste in sich hinein und lief hinter Quent auf das Schiff hinauf. Oben angekommen gesellte sie sich nicht gleich zu dem schwarzhaarigen sondern stellte sich an die Brüstung und lehnte sich auf die Umrandung und sah auf das Meer hinaus, während sie den Wind auf ihrem Gesicht und in ihren Haaren genoss. Sie war ein wenig aufgeregt... kein Wunder angesichts dessen, was sie erwarten würde.
Es war ja nicht einmal sicher, ob sie lebend zurück kommen würden... Bislang hatten nur die wenigsten ihre Expedition nach Sothoryos unbeschadet überstanden. Als sie so darüber nachdachte, schlich sich ein lächeln auf ihre Lippen und sie spürte ihr Herz wild schlagen.
Hoffentlich war bald alles aufgeladen. Sie konnte es nicht abwarten, dass es endlich los ging.
"Du könntest ruhig etwas großzügiger mit deinem Rum sein!", rief sie Quentyn schließlich über ihre Schulter hinweg zu und grinste ihn frech an. "Du sagtest doch Ladies First!"
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut!" - Perikles

Quentyn lachte und stand auf. "Das Fass da muss noch in den Laderaum, wenn wir schweren Seegang kriegen sollten wird es zum tödlichen Geschoss für jeden Mann an Deck, wenn es hier so unvertäut rumsteht", erklärte er einem Matrosen mit Händen und Füßen, und der schien zu verstehen, denn er rollte das Fass davon.
"Der muss eine ganze Weile reichen, fürchte ich", meinte er wehmütig, "aber ich will nicht so sein...", fügte er hinzu und hielt ihr mit einem skeptischen Blick die Steingutflasche hin.
"Bisher sieht es nach einem wundervollen Tag aus, um in See zu stechen. Ich hoffe es bleibt dabei."
Es war warm, unbewölkt und ein steter, kräftiger Wind bließ salzige Luft vom Meer her in ihre Nasen.

Nyara hob den Krug und neigte dankend den Kopf, ehe sie einen Schluck nahm. "Du willst mir doch nicht erzählen, dass das der einzige Suff ist, den du mit an Board genommen hast, oder?", fragte sie und musste dann husten, weil sie sich verschluckt hatte.
Eilig gab sie Quent die Flasche zurück und klopfte sich auf die Brust. Als sie wieder durchatmen konnte, folgte sie seinem Blick aus Meer. "Sieht nicht so aus, als würde das Wetter umschwenken. Es wird schon gehen!" Sie grinste schief. "Oder schwimmen...!?!"
"Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut!" - Perikles

Quent lachte. "Nein selbstverständlich nicht. Aber es wird eine ganze Weile dauern bis wir überhaupt in Sothoryos ankommen, wenn der Herr es zulässt. Und wer weiß, wielange es dann dauert, bis frische Vorräte eintreffen werden."
Dann lachte er erneut schallend los. "Ich wette mit dir ich bin der Letzte von uns allen der seinen Kopf über Wasser hat!", rief er. "Aber es stimmt schon, das Wetter scheint stabil und ein guter Wind weht. Mit etwas Glück bringen wir die erste Etappe schnell hinter uns und mit noch mehr Glück und Wohlwollen des Herrn stimmen die Berichte und die Korsarennester auf den Basiliskeninseln sind immernoch unbewohnt."


Quent sah sie einen Moment lang ungläubig an, er hatte eigentlich nur so dahergeredet... dann aber lachte er. "Meinetwegen! Aber was ist der Gegeneinsatz? Es hat wenig Anreiz die Sünde des Wettspiels zu begehen, wenn man nur seinen eigenen Rum gewinnen kann", meinte er grinsend und nahm noch einen Zug.

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